Die MOOZHI-TSCHURULE ist bereits über 200 Jahre alt. Vor 25 Jahren konnte das Boot von der früheren Besitzerfamilie erworben werden; im Jahre 2017 wurden aufwendige Reparaturen vorgenommen. Diese seltenen alten Boote einer jahrhundertealten Kultur werden heute nur noch höchst selten gebaut oder repariert. Nur wenige geschickte Künstler aus alten Zimmererfamilien wagen sich an diese gewaltige Aufgabe, die viel hochwertiges Holz und Monate harter Arbeit erfordert. Ist das Boot fertiggestellt, so lässt man es in der Sonne trocknen und behandelt es sorgfältig mit Fett und Öl, vermischt mit Eiweiß, damit es schneller „fliegt“.
Tschurulen sind unter den Schlangenbooten die Boots-Kategorie, auf denen früher die Königsfamilie sowie Ministerialbeamte reisten bzw. Überwachungs-Aufgaben wahrnahmen. Daher gehören die Boote mit einer Besatzung von nur etwa 30 Personen plus einem Steuermann mit ihren etwa 25 Metern zu den kürzesten Bootstypen. Die Bootsrennen fanden früher im Rahmen von religiösen Feierlichkeiten und bei königlichen Festen statt.
Seit über 70 Jahren werden nun Schlangenbootrennen als sportlicher Wettkampf durchgeführt. Bei dem Wettkampf im Bezirk Alleppey auf dem Punnamada-See geht es um den Gewinn der „NEHRU-TROPHY“. Das Nehru-Trophy-Bootsrennen gehört zu den führenden Schlangenbootrennen in Kerala. Es findet jedes Jahr am zweiten Samstag im August statt und zieht eine große Menschenmenge an, um zu sehen, wie die letzten vier erhaltenen Tschurulen gegeneinander antreten.
Die Geschichte, wie diese Wasserregatta ihren Namen erhielt, geht zurück auf den Besuch von Pandit Jawaharlal Nehru im Jahr 1952. Nehru war der erste Ministerpräsident Indiens. Der Anblick der majestätischen Schlangenboote verzauberte ihn so sehr, dass er sogar selbst auf eines der Schlangenboote sprang… später im Jahr spendete er eine silberne Trophäe in Form eines Schlangenbootes in Erinnerung an die Zeit, die er dort verbracht hatte.
Nach der Corona-Pandemie gewann das Boots-Rennen in Kerala wieder an Bedeutung. Die lange, „kontaktlose“ Zeit war endlich vorbei und schnell bildeten Jugendliche und junge Erwachsene aus der Umgebung von Kottayam ein neue Mannschaft, um mit dem Boot Moozhi die Nehru-Trophy zu gewinnen – das Team ‚Youth-Vision‘ war geboren.
Die Sportler rudern im Rhythmus des Steuermanns – dies erfordert eine ganze Menge Koordination und die erhält man nur durch intensives gemeinsames Training. Neben dem Takt der Trommel des Steuermanns singen die Ruderer in seinem Takt traditionelle „Bootslieder“ – um sich selbst anzufeuern und den Gegner aus dem Takt zu bringen. Schon ein einziger Augenblick der Ablenkung bei einem der Ruderer reicht aus, um die ganze Mannschaft durcheinanderzubringen. Während des Rennens wächst die Aufregung und der Takt wird immer schneller. Das rhythmische Auf und Ab aller Ruder an beiden Seiten des Bootes vermittelt den Eindruck, als würde das Boot mit den Flügeln schlagen.
Um an dem Rennen teilnehmen zu können, musste das Boot aus seiner Bootsgarage im Projekt in einer mühsamen Aktion über die mit Wasserhyazinthen völlig zugesetzten Wasserwege von Kottayam bis nach Alleppey gebracht werden. Am Ende haben sich diese Mühen und das harte Training gelohnt: das Boot Moozhi hatte die schlagkräftigste Mannschaft und mit ihr den ersten Preis gewonnen! Herzlichen Glückwunsch.
Damit dieser Erfolg eine Fortsetzung finden kann, unterstützt der FIH die Idee, dem Jugend- und Sportclub „Youth-Vision“ Trainingsgelegenheiten u.a. auf dem Gelände des Projekts anzubieten, aber auch mit der Ausstattung eines Gemeinschaftsraumes.
Nach Fertigstellung sollen auch diese Jugendlichen im neuen Schwimmteich schwimmen lernen, um ihre Sicherheit beim Wassersport zu erhöhen.